Skulpturenpark – Der Garten

Durch das Portal gehen wir zuerst in den Garten. Der Garten ist im vorderen Bereich der Aufenthaltsgarten der Villa Zandoli und im Mittelbereich ein Skulpturenpark. Bereits im Eingangsbereich des Gartens wird jedoch ein Hinweis zum Ausstellungsgelände gegeben.

Eingangsbereich des Gartens mit „Schuh“

Ein „Schuh“. Ein einzelner Pump in edler Form.
Hier setzt sich die Symbolik aus dem Eingangsbereich des Hauses fort. Sie zeigt, dass hier nicht eine vornehme Haltung angesagt ist, sondern edle Teile können hier abgestellt werden. Sie werden zum Genuss des Gartens nicht benötigt.

„Der Schuh“

Abweichend vom sonstigen Stil der Künstlerin wurde bei diesem Werk zur Darstellung eines edlen Objekts die Oberfläche geschliffen. Die Form entspricht einem Idealmaß. Das Material wurde hingegen dem Garten angepasst. Es ist offenporig. Damit öffnet sich der „Schuh“ dem Einfluss des Wetters und der Flora. Es setzt sich bereits etwas Moos an und die Oberfläche verfärbt sich langsam hin zum Grün.
Damit wird der Garten bzw. die Natur das eigentlich edle Stück in einigen Jahren vereinnahmt haben. Hier verschärft sich die Symbolik. Der Besucher wird nicht nur aufgefordert, die persönlichen Objekte, die den Kunstgenuss stören könnten, hier abzulegen, sondern es wird auch gezeigt, wie vergänglich solche Stücke doch sein können.

Wenden wir uns nun nach Osten zum zweiten Garteneingang. Dies ist nicht der Besuchereingang des Skulpturengartens oder der Hausbewohner sondern der Zugang für die Gartenfreunde des Vereins „Villa Zandoli – Kultur- und Nachbarschaftsverein“. Im hinteren Gartenbereich wird aktiv gegärtnert und
Gemüse angebaut.

„Die Schneckentöterin“

„Die Schneckentöterin“ ist hier als Wächterin des Gartens auf einer Säule positioniert. Ganz anders als die übrige gesellschaftskritische oder soziale Komponente dieser darstellenden Kunst geht es hier um die profane Unterstützung der Gartenfreunde. Mit der Symbolik einer bewaffneten Kämpferin wird Mut gemacht in der Abwehr von Feinden der Tomaten, Gurken und sonstiger Nutzpflanzen.An ihr kommt keiner ungesehen vorbei. Die Gärtner können also unbesorgt den Garten verlassen und Ihre Pflanzen der Obhut der Wächterin überlassen. Inwieweit die Wächterin Ihre Aufgabe erfüllt wird die Erntezeit zeigen.

Zur Unterstützung ihrer Funktion wurde die Figur in den Warnfarben Gelb und Rot bemalt. Das übergroße Messer in ihrer Hand ist nicht zu übersehen. Wir wünschen der „Schneckentöterin“ allzeit ein wachsames Auge und stetige Wehrbereitschaft.

Wir gehen nun in den vorderen Bereich des Gartens. Hier begrüßt uns „Belinda„.

„Belinda“

„Belinda“ schaut uns an. Sie sitzt auf einem Stein und hat alle Ankommenden im Blick. Gegenüber der „Schneckentöterin“ schaut sie jedoch aufmerksam und neugierig anstatt drohend abwehrend. Sie ist auch nicht bewaffnet sondern offenbart in ihrer Nacktheit die offene Atmosphäre im Garten. Ihr Blick auf uns provoziert den Rückblick auf sie. Die exponierte Lage ermöglichst es, dass wir sie von allen Seiten sehen können.

Sie präsentiert sich stolz, reagiert aber nicht auf unsere Nähe. Als wir vorüber gegangen sind schaut sie weiterhin in die gleiche Richtung und hat nun die Fenster des Treppenhauses im Blick. Will Sie die Hausbewohner auffordern, auch in den Garten zu gehen ?

Ihre Sitzhaltung wirkt einerseits entspannt. Andererseits bringt die Kopfdrehung eine Spannung in den Körper. Wie lange kann sie noch so mit dem baumelnden Bein sitzen ?

Die Figur ist sehr körperbetont detailliert ausgearbeitet. In Ihrer Lage steht sie für sich und hat eine eher geringe Funktion in Zusammenspiel der Figuren im Garten. Ja, über ihren Blick zur Tür wendet sie sich sogar den anderen Figuren im Garten ab. Will sie eine Pool-Position im Garten einnehmen und ihre Schönheit vor der der anderen stellen ?
Wir wollen dies selbst vergleichen und wenden uns anderen Bereichen des Gartens zu.

Nun wird es Zeit, in den mittleren Teil des Gartens zu gehen. Je nach der Jahreszeit gehen wir an viel Blattgrün, Büschen und Sträuchern voller Blüten vorbei. Plötzlich öffnet sich eine Sichtachse zwischen üppigem Grün und wir sehen weiter hinten die „die Tänzerin“ scheinbar auf einer Anhöhe.

„Die Tänzerin“

Je nach dem Lichteinfall hebt sich „die Tänzerin“ deutlich vom dunklen Umgebungsgrün ab. Wir sehen erst kontrastreich Striche vor dem Buschwerk und erkennen die Figur erst mit weiteren Schritten auf sie zu. Jetzt können wir immer mehr Einzelheiten erkennen. Die Anhöhe offenbart sich als eine Gruppe von Sandsteinblöcken und Basaltstelen, die üppig von Efeu umwachsen sind.
Die Figur hat für Ihren Tanz also wenig Raum. Damit wirkt sie ein wenig statisch.
Dadurch, dass sie auf einem Bein steht und wir im Efeu den Fuß nicht sehen können, vermuten wir aber gleich einen Tanz auf den Zehenspitzen. Dadurch wird dem jedoch wieder eine Starre verliehen, die mit den langen, spitz auslaufenden Armen und dem horizontalem rechten Bein unterstrichen wird.

„Die Tänzerin“

Wir sehen, dass auch diese Skulptur nackt dargestellt ist. Wir gehen davon aus, dass dies im Zusammenhang mit Freikörperkultur in der Natur steht. Dies wird dadurch unterstrichen, dass die Bewegungen der „Tänzerin“ in die Natur zeigen und nicht in Richtung anderer Objekte oder der Nachbarhäuser. Der Ausdruck der „Tänzerin“ wirkt auch in sich gekehrt. Sie ignoriert uns als Zuschauer und tanzt nur für sich selbst, als wäre sie unbeobachtet.
Die Kombination des Materials des hellen Betons gegenüber dem üppigen Grün wirkt gegensätzlich. Dieser Kontrast hebt die Figur jedoch besonders hervor.

Die Figur und der Ausdruck wirken wie erst vor kurzer Zeit aufgestellt. Dies ist einerseits mit der Suggestion verbunden, dass eine Person ja nicht lange so auf Zehenspitzen stehen oder tanzen kann. Andererseits suchen wir förmlich die Efeuranken, die sich an ihrem Bein hochranken würden, wenn sie schon länger dort stünde.
Wie wird die Skulptur wohl aussehen, wenn die Oberfläche nach einigen Jahren
Moospartikel angesetzt haben wird?
Wird sie sich dann der Umgebung farblich anpassen?

Skulptur auf der Biennale 2005

Die Inspiration zu diesem Kunstwerk erfuhr die Künstlerin im Jahr 2005 beim Besuch der Bienale. Die dortige Figur wirkte jedoch mehr durch ihre eigene Form mit deutlich mehr weiblichen Akzenten, während die „Tänzerin“ von Frau Höfer mehr Ausdrucksstärke zeigt.
Die Venezianerin stellt trotz ihrer Fülle mehr Leichtigkeit dar. Frau Höfer legt jedoch mehr Wert auf den Charakter der „Tänzerin“, die viel mehr Konzentration auf ihre Bewegungen zum Ausdruck bringt und ihren Tanz vervollkommnen will.

Der Garten der Villa Zandoli bildet nicht nur den Rahmen der Werke von Frau Susann Höfer. Je nach Anlass werden auch Skulpturen und Werke anderer Künstler ausgestellt. Dauerhaft ganzjährig steht dort als Gastwerk „der Marmorkopf“ der Künstlerin XXXXXX. Wir sehen das Werk in hellem Marmor in deutlichem Kontrast zum dunklen Grün der Umgebung.

Gastwerk „der Marmorkopf“

Der Marmorkopf ist unvollständig, nur das Gesicht mit Mund, Nase und Augen wurde aus dem Stein herausgearbeitet. Hier gilt wieder eine Prämisse des Skulpturengartens, dass das Schwergewicht auf dem Ausdruck der Werke liegen möge. Und hier liegt der Kern des Ausdrucks in den geschlossenen Augen. Das heißt: Der etwas übergroße Kopf auf einem Podest an der Stelle eine Wegeschleife könnte als Beobachter oder Aufpasser zu den Aktivitäten der Bewohner oder Besucher des Garten wahrgenommen werden. Und genau dass soll nicht der Fall sein.

Der Gesichtsausdruck mit den geschlossenen Augen
bedeutet, dass die Besucher sich ungestört fühlen sollen. Sie können verweilen wo sie wollen. Und in Zusammenhang mit diesem Werk gilt auch: Die
Besucher dürfen heran treten und sich das Kunstwerk aus der Nähe genau ansehen ohne beobachtet zu werden. Es ist eine Steinmetzarbeit
(während die anderen Werke ganz überwiegend
aus Beton oder Ton gefertigt wurden) und somit für den Garten auch im Winter eine Zierde. Das Werk steht auf einem Sockel aus Eisen. Vom Standort und der Höhe bietet sich eine nähere Betrachtung auch an. Die Oberfläche wirkt einladend. Glatt geschliffener Marmor schmeichelt der tastenden Hand. An dieser Stelle wirkt der multisensorische Eindruck des Skulpturengartens ganz besonders, wenn neben den Wahrnehmungen des Auges und der Düfte für die Nase auch dem Tastsinn etwas geboten wird. Wem dies noch nicht genügt greift (saisonal) nach den überall wachsenden wilden Erdbeeren und befriedigt so auch noch seinen Geschmackssinn.

Wir wenden uns jetzt nach Osten des Gartens, wo an einem Lavendelstrauch „die Sonnenbadende“ Platz genommen hat. Der Garten hat je nach Tageszeit und Sonnenstand eine Vielzahl kleiner Nischen und Plätze im Schatten von Bäumen oder Büschen und auch solch schöne Sonnenplätze. Auch wenn diese Figur relativ klein ist, so sehen wir das Werk in hellem Ton in deutlichem Kontrast zu der Umgebung.

„Die Sonnenbadende“

Sie streckt ihren Kopf der Sonne entgegen. Auch diese Figur wurde mit geschlossenen Augen modelliert. Dies sicher nicht wegen eines möglichen Beobachterstatus, sondern schlicht weil ein solcher Platz direkt an der Sonne keine offenen Augen erlaubt. Ohne Sonnenbrille wäre dies unglaubwürdig.
Da sie nackt abgebildet ist will sie den Betrachter auch nicht mit ihrem Blick kompromittieren sondern der Besucher kann sie bzw. die Details der Figur ungestört betrachten.
Die passive „Sonnenbadende“ steht im Kontrast zur aktiven „Tänzerin“. Auch der umgebende Lavendel strahlt Ruhe aus. Uns als Besucher irritieren in dieser Ruhe die dahin flatternden Schmetterlinge und summenden Bienen.
Sie sitzt aufrecht im Schneidersitz auf einem Steinpodest. Diese Haltung strahlt Konzentration aus. Sicher steht dies auch in dem Zusammenhang, dass hier in diesem Garten schon so manche Übung in Yoga und Qigong praktiziert wurde.

„Die Sonnenbadende“

Wir verlassen nun den Garten, um in die Galerie Höfer im Haus der Villa Zandoli zu gehen. Dazu nutzen wir das geräumige Treppenhaus, wo bereits auch Gemälde anderer Künstler an den Wänden hängen.
Auf halbem Weg zur Galerie begegnet uns die Gruppe der Büsten „La Fenice“, bestehen aus der „Komödie“, der „Tragödie“ und der Zuschauerin „Renate“.
Sie werden gesehen, wenn wir von unter kommen. Wir schauen sie also an, als würden Sie anstatt auf dem Fensterbrett auf einer Bühne stehen. Und so soll es auch sein. „Komödie“ und „Tragödie“ sind dem Theater entnommen und hier „auf die kleine Bühne“ gestellt. Sofort erkennbar buhlen sie um die Aufmerksamkeit von „Renate“. Wir haben uns jetzt auf die Treppenstufen gesetzt und schauen den drei Figuren in ihrer Interaktion zu.

Büstengruppe „La Fenice“

Um welche Theaterstücke mag es wohl gehen? Wir hören imaginäre Hintergrundgeräusche eines Theaters und ahnen die Lautstärke auf der Bühne. Weil es nur Büsten sind gibt die Künstlerin Raum, um uns die schmucken Kostüme der Darsteller auszumalen.
Die „Komödie“ erscheint wortgewaltiger und wendet sich direkt der Zuschauerin zu. Demgegenüber schein die „Tragödie“ in einer Pause seines Beitrags, ist in sich versunken und bittet passiv um Zuwendung von „Renate“. Wie mag dieses Stück wohl ausgehen?

Fassade des Opernhauses „La Fenice“ in Venedig

Wie es der Titel bereits vermuten lässt stammt die Animation zu diesen Büsten aus Venedig. Hier Finden wir die „Komödie“ und „Tragödie“ an der Fassade des Opernhauses. Während dort die Gesichter der Straße zugewandt sind so hat Frau Höfer in Erinnerung des lebhaften Theaterspiels auf der Bühne die Büsten lebendiger gestaltet und eine Zuschauerin einbezogen, um die Dramaturgie des Figurenausdrucks zu erhöhen und dass Feeling eines Schauspiels einzubringen.

Durch das Fenster werfen wir einen letzten Blick in den Garten und treten ein in die Galerie.